Die Schoene und der Tod - Krimi by Bernhard Aichner

Die Schoene und der Tod - Krimi by Bernhard Aichner

Autor:Bernhard Aichner
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Haymon Verlag
veröffentlicht: 2010-10-15T00:00:00+00:00


– Ja der Max. So früh heute?

– Da draußen. Ruf den Lusser, schnell.

– Was ist denn?

– Du sollst bei der Polizei anrufen, habe ich gesagt, es ist was passiert, da draußen, Dennis, bitte.

– Was?

– Er ist tot, verdammt, ruf die Polizei.

Max tritt von einem Bein auf das andere, er hüpft auf und ab, wärmt sich, schaut durch die Auslage hinaus. Die Verkäuferin telefoniert. Max fragt sie mit seinen Augen, ob er die Jacke, die an der Garderobe hängt, nehmen kann, sie nickt. Viel zu klein und pink, aber warm. Er geht wieder hinaus, die Verkäuferin legt den Hörer auf und presst ihr Gesicht ans Glas, ihr Mund steht offen.

Max steht vor Dennis und wartet. Er passt auf ihn auf, es darf ihm nichts passieren, er muss sich um ihn kümmern. In der pinken Jacke der Brotverkäuferin versucht er zu begreifen, was er sieht, dass Dennis sich nicht mehr bewegt, dass er einfach aufhört, da zu sein, wie all die anderen Toten. Max will ihn berühren, ihn angreifen, halten, ihm ins Gesicht schlagen, ihn schütteln, ihn wieder wach machen, aber er kann es nicht, wie gelähmt ist er, unfähig, etwas zu unternehmen, etwas zu tun, das es besser gemacht hätte. Warum sitzt er da? Warum hat er nichts an? Warum ist er tot? Immer wieder diese Frage, immer wieder der Gedanke, dass er sich zu wenig um ihn gekümmert hat, dass er es hätte wissen müssen, dass er ihn verdächtigt hat. Er ist wütend, traurig, ohnmächtig, er schämt sich.

Ein Auto kommt über den Dorfplatz, Blaulicht. Sie steigen aus, sehen Max, sehen Dennis. Auch sie sagen zuerst nichts, saugen nur das Bild in sich auf. Zwei Polizisten, Lusser und ein junger Kollege, der tote Junge auf der Bank, reglos, friedlich, wie schlafend. Kein Zweifel, keine kleine Hoffnung, dass er noch lebt.

Max schaut zu, was passiert. Emma liegt in seinem Bett, sie wartet auf ihn, sie wird aufwachen und ihn suchen mit ihren Fingern, er wird nicht da sein. Die Polizisten gehen um die Leiche herum, sperren ab, telefonieren. Max begreift nicht, was sie da tun, warum der Junge barfuß auf der Bank sitzt. Er wollte doch nur Brot holen, mit ihr frühstücken, schauen, was passieren würde an diesem neuen Tag, ihm eine Chance geben, dem kleinen Glück. Dann Dennis und diese Traurigkeit, die sich jetzt in ihm breit macht, dieses schwere Gefühl, das fast weh tut, das ihn nach unten zieht, das seine Beine lähmt, seine Füße fest in den Boden drückt. Ohnmacht, weil er nicht helfen kann, es nicht wiedergutmachen kann. Was er ihm noch alles sagen wollte. Wie er sich verabschiedet hat von ihm vor zwei Tagen. Wie er jetzt dasitzt. Die leere Flasche neben ihm. Die Polizisten, wie sie miteinander reden. Wie Max sie hört. Weit weg, dumpf, leise nur, Lusser.



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